Strecken

Strecken
1. Elk (jeder) môt sick strecken na sine Decken. (Ostfries.) – Bueren, 415; Frommann, IV, 286, 414; Eichwald, 306; Hauskalender, I; für Hannover: Schambach, II, 168.
Jüdisch-deutsch in Warschau: Män müss sich strecken nuch de Decken.
Mhd.: Dâ von wil ich mich strecken, als ich mich kan bedecken. (Frauenehre.) (Haupt, VII, 481.)
2. Lass strecken, sagte der Abt zum Kutscher, wenn er Bettler kommen sah.Klosterspiegel, 61, 12.
3. Man muss sich nit weiter strecken, als man sich weiss zu decken.Oec. rur., 485; für Trier: Laven, 187, 77.
»Wir Sachsen haben ein fein Sprichwort, ein jeder soll sich strecken, so fern sich wendet sein Decken.« (Chemnitius, II, 334.) »Es soll sich ein yetlicher strecken, nach dem er leiden mag sein decken; denn wer sein gelt heut alles verzert, morn wird sein freud in trauren kert.« »Es soll sich keiner weiter strecken, denn jn bekleidt sein eigen Decke.« (Waldis, II, 35, 32.)
Engl.: Stretch your arm no further than your sleeve wil reach. (Gaal, 279.)
It.: Non bisogna distendersi più che 'l lenzuol sia lungo (Gaal, 279.)
Lat.: Vltra quam uestis non extendas tua crura, nec nimis expendas, si uiuere uis sine cura. (Loci comm., 192.)
4. Man muss sich strecken nach der Decken. (S.⇨ Decke 11.) – Pistor., VII, 20; Simrock, 1515; Latendorf II, 22; Ramann, Unterr., III, 24; Schulfreund, 84, 8; Schmitz, 181, 3; für Waldeck: Curtze, 341, 340; für Schlesien: Frommann, III, 244, 74.
»Weislich ein jeder sich soll strecke, nachdem es leyden mag sein Decken; denn wer das Seine bald verzehrt, sein Freud in Leyd sich bald verkehrt.« (Chaos, 677.) »Es soll sich ein jeder strecken nach seiner Decke.« (Mathesy, 85b.)
Engl.: Cut your Cloak according to your Clotk. (Kritzinger, 667a.)
Frz.: Il faut faire selon la jambe le bas. (Kritzinger, 385b.) – Il faut goûverner sa bouche selon sa bourse. (Kritzinger, 354b.)
Lat.: Pede tuo te metire. (Horaz.) (Binder I, 1345; II, 2523.)
Span.: Nadie tienda masla pierna de cuanto fuere larga la sa, bana? (Don Quixote.)
5. Me mot sik nit wuiger (weiter) strecken äs emme de Diake geiht, süss wät emme de Taiwen kold. (Sauerland.)
6. Streck dich, nach dem du decke hast.Bullinger, 79b.
7. Streck dich nach der deck.Franck, II, 87a u. 103b; Petri, II, 543; Egenolff, 92a u. 100b; Latendorf II, 25; Simrock, 9957.
»Man muss sich strecken nach der Decken.« (Chaos, 36.) – In Schlesien: Ma muss sich strecken noach der Decke. (Gomolcke, 745.)
Lat.: Messe tenus propria vive. (Persius.) (Binder II, 1852.) – Ultra quam vestis, non extendas tua crura. (Binder II, 3395; Neander, 319.)
8. Strecke dich nach der Decke, so kommst du nicht mit den Füssen ins Stroh.
9. Well sick länger streck, äs he sick decken kann, de wädet (werden) de Têne kaolt. (Münster.) – Frommann, VI, 425, 21; Archiv, 48, 364. Firmenich, I, 297, 12; für Minden: Firmenich, I, 359, 4.
10. Wer sich nit strecket no der Decke, dem bleiwen de Füsse unbedecket. (Waldeck.) – Curtze, 362, 577; für die Grafschaft Mark: Woeste,
73, 310.
11. Wer sich streckt, sieht, wie lang das Bett.
Dän.: Naar en rekker sig, seer han hvor lang dynen er. (Prov. dan., 472.)
12. Wer sich weiter strecket, denn seine Kleider reichen, der muss offt frost leiden.Henisch, 1263, 17; Petri, II, 764.
*13. Alle Viere von sich strecken.
Frz.: Il et tombé les quatre fers en l'air. (Kritzinger, 308b.)
*14. Er streckt den Kopf, als ob er einen Degen verschluckt hätte.
*15. Sich strecken nach der decke.Egenolff, 106b.
Frz.: S'accommoder au tems. (Kritzinger, 5b.)

Deutsches Sprichwörter-Lexikon . 2015.

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  • Strecken — Verlängern; Verdünnung; Verwässerung * * * stre|cken [ ʃtrɛkn̩]: 1. a) <tr.; hat in eine gerade, ausgestreckte Haltung, Stellung bringen; ausgestreckt irgendwohin halten, recken: er streckte die Beine; den Arm in die Höhe strecken; den Kopf… …   Universal-Lexikon

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